Die Sonne blendet meine Augen. Ich muss sie zusammenkneifen, um noch ein Teil deiner Gestalt sehen zu können, während deine Lippen sich zu Sinus und Kosinus Wellen bewegen. Ich verarbeite die Töne, die Schallwellen, in meinem Kopf zu Wörtern, dessen Farbe in meine Gedanken fließt. Unsichtbare Bilder werden geformt. Unsichtbar und doch so hell leuchtend, wie der Schatten, der dich umgibt. Dein Kleid bewegt sich gleichförmig zum Wind. Es schenkt ihm seine Aufmerksamkeit, so wie ich dir. Doch so sehr ich mich auch anstrenge, ich kann nicht in deine Augen sehen. Ich kann nicht eintauchen in das tiefe, blaue Meer der Ehrlichkeit. Ich kann keinen Schritt in den Dschungel wagen, denn die exotischen Tiere dort machen mir Angst. Ich bin kein Mensch für neues. Doch das Alte langweilt mich. Ich bin nicht spontan, doch Planung setzt mich unter Druck. Wenn ich mich freue, freue ich mich mit einer Träne im Auge, die mir sagt, dass diese Freude wieder vergehen wird. Es sei nicht gerecht sich so zu freuen, ich hätte keinen Anlass dazu. Doch in diesem Moment, jetzt gerade, hatte ich einen Anlass. Ich hatte einen Grund zur Freude, welcher mir mein eigenes Ich wieder genommen hat, weil die Gedanken zu laut sind, um einen Schub von Endorphinen zu ertragen. Sie haben keinen Platz in diesem großen Raum des Denkens, haben keinen Raum für Erkundungen, keine Zeit zu bleiben. Ich habe keine Zeit für sie übrig, denn nur die Melancholie, das Sein des nicht seins, verleitet mich dazu Dinge zu tun, die mich weiter bringen, zu schreiben, zu leben, zu sein.

Ich möchte dir so gern in die Augen sehen, doch ich kann es nicht. Freiheit ist nicht grenzenlos. Ich habe meine Grenze bereits erreicht. Ich möchte frei sein, frei mit dir, doch dafür müsste ich deine Nähe zulassen. Wie kann ich Nähe zulassen, wenn der Gedanke an eine Berührung in mir ein Gefühl der Unsicherheit auslöst? Ich möchte sicher sein. Sicher mit dir. Ich fühle mich beschützt und behütet, in den Momenten deines Daseins, doch gleichzeitig möchte ich mehr, möchte deine Hand halten. Nein. Ich kann sie nicht halten. Ich kann es nicht zulassen, denn wenn sich diese Zellen treffen, wenn deine Haut meine berührt, erstarre ich. Die Haare stellen sich am ganzen Körper auf. Ich erfriere. Gerade eben war es doch noch so schön warm und jetzt bin ich gelandet, auf dem Boden der Antarktis im eiskalten Nichts. Bring mich zurück an die Kota Sure, bring mich zurück unter die Palmen, dessen Anblick den Schnee gefrieren lassen. Ich möchte dich halten. Ich möchte bei dir sein. Deinen Dschungel erkunden, die Sprache deiner Tiere verstehen. Ich möchte bei dir sein, wenn der Monsun kommt, wenn Spinnen ihre Netze neu formen und Pandas sich in Bambushöhlen verkriechen. Ich möchte bei dir sein, wenn die Luftfeuchtigkeit am Tag danach jeden Atemzug schwer werden lässt. Und ich möchte bei dir sein, wenn die Sonne wieder scheint, die Wolken vorbei gezogen sind und der Tiger neue Beute sucht. Vögel fliegen wieder in Formationen der Freude umher. Sie singen. Käfer tragen neue Blätter zu ihren Unterschlüpfen, das Leben erwacht. Ich möchte bei dir sein. Möchte spüren was es heißt zu leben und zu sein. Jetzt in diesem Moment. Mit dir.

Deine Nervenzellen haben realisiert, dass die Sonne es mir nicht erlaubt dich anzusehen. Du drehst dich, wendest dich ab, um mir dabei zu helfen wieder sehen zu können. Wärst du doch nur dort geblieben. Der Schmerz, das Brennen, es fühlte sich gut und ehrlich an. Jetzt, wo ich dich wieder klar sehen kann, erkenne ich dich. Deine Augen saugen mich nicht in einen Dschungel voller Leben. Sie sind ausgebrannt. Der Amazonas wurde zerstört. Abgeholzt. Das Feuer: Es blendet mich.

Siehe auch

21:30 Uhr

Deine strahlende Art hat mich aufgefangen, als ich drohte in meinem eigenen Meer zu versinken. Und jetzt bist du das Meer, in dem ich ertrinke.

Ein Neubeginn

Deine Augen starrten meine Hand nicht an. Sie starrten mich an. Ungläubig. Überrascht. Verletzt.

Dreiundzwanzig Zigaretten

Wie kann ich dich noch immer ansehen, mit deinem verrauchten Gesicht und deinem Lächeln, dass durch jeden Nebel strahlt?