Die Tropfen auf meiner Haut setzen mich unter Strom. Ich kann endlich wieder Atmen. Ich kann den Himmel wieder sehen. Ich kann das Licht erkennen, obwohl meine Augen geschlossen sind. Mein Kopf neigt sich dem Himmel zu, meine Arme deuten an was ich längst in mir fühle; ich kann fliegen. Ich kann sein. Ich bin. Ich bin ein Meer aus Gedanken, die mir keine Angst mehr machen. Ich kann den Regen spüren, wie er an mir abprallt, als wäre ich seine letzte Rettung vor dem harten Asphalt. Ich kann spüren wie die Sonne ihre Wärme auf mich wirft, ohne sie sehen zu können. Es braucht kein Licht am Ende des Tunnels, das gesehen werden muss, bevor ich daran glaube, dass es existiert. Ich weiß es einfach. Ich weiß, dass dieses Licht irgendwann kommen wird. Denn selbst wenn dieser Tunnel kein Ende hat, wenn er in ein Nichts hinein gebaut wurde, dessen Ende nur aus Dunkelheit besteht, bleibt immer noch mein Wille am Ende dieses Tunnels ohne Licht umzukehren, bis ich die Sonne wieder sehen kann. Und was ist dann? Was passiert, wenn ich den ganzen Weg zurück gegangen bin? Dann kann ich einen neuen Weg gehen, dessen Ausgang, dessen Wege und Kreuzungen ich mir nicht bewusst bin, doch er wird richtig sein. Früher oder später werde ich den richtigen Weg gehen und alle Wege zuvor werden meine Rettung sein. Denn sie sind der Grund für meine Orientierung, für meinen Atem, dass ich noch hier stehe, dass ich gehe, dass ich selbst unter tausend Steinen noch einen Weg erkennen kann. Ich habe mich verloren. In einem Wald, dessen Regen mich in Sümpfe geführt hat. Ich bin beinahe ertrunken. Habe alles verloren, woran ich geglaubt habe. Ich habe Mich verloren. Und ich habe mich wieder gefunden. Ich habe eine zweite Hand gebraucht, die mich aus diesem Loch zieht. Ich habe dich gebraucht. Doch jetzt bin ich wieder frei. Meine Beine können wieder gehen. Ich brauche deine Hand nicht mehr. Alles was ich brauche ist das was ich bin und den Mut, den Weg, das Sein meiner Seele. Alles was ich brauche befindet sich in ihr. Meine Seele brennt. Sie entfacht ein Feuer in mir. Denn ihr Wille ist stärker als jeder Dämon, der versucht die Kraft aus meinen Muskeln zu ziehen. Sie ist ein Kämpfer, der auch nach dem Fall auf den harten Beton, auch wenn der Ringrichter sagt, der Kampf müsse abgebrochen werden, nicht aufgibt. Durch sie bin ich zu dem geworden was ich bin und durch sie bin ich das was ich einmal war. Sie vergisst nicht. Sie vergisst mich nicht. Und auch wenn ich sie an manchen Tagen nicht spüren kann, weil sie eine Pause von mir braucht, weil ich zu anstrengend bin oder weil ich wieder dagegen ankämpfe so zu sein wie ich bin; sie wird mich nicht aufgeben. Sie wird bleiben.

Siehe auch

Ich frage mich was wäre wenn

Wenn das Schicksal dich zu einem Menschen führt, heißt das ihr seid für immer füreinander bestimmt?

Dreiundzwanzig Zigaretten

Wie kann ich dich noch immer ansehen, mit deinem verrauchten Gesicht und deinem Lächeln, dass durch jeden Nebel strahlt?

Die Ehrlichkeit des Dschungels

Manchmal ist alles was wir sehen können der Schein einer Blendung.