Mondaufgang – 5 Minute prompt

Ich schaue am Mittag oft in den Himmel und beobachte die Wolken. Ich sehe, wie sie dahinziehen und seltsame Formen bilden. Dabei stelle ich mir vor, wie sie Tiere darstellen oder Armeen, die gegeneinander kämpfen. Ich stelle mir Geschichten vor, die zeitgleich mit der Veränderung der Geschehnisse einhergehen. Hin und wieder entdecke ich den Mond, wie er dazwischen hervorblitzt. Ich sehe ihn, beobachte ihn und frage mich wie ein Bild der Finsternis auch am Tag seinen Platz finden kann. Seltsam, oder? Dass der Mond, der doch das Sinnbild der Dunkelheit ist, seinen Aufgang am Tag hat? Er kommt, wenn es niemand erwartet, schleicht sich an und ist da. Unsichtbar, dennoch vorhanden. Er wird nicht wahrgenommen bis zu dem Moment, wo die Nacht die ganze Stadt einnimmt, jeden Menschen dazu zwingt ein Licht anzuschalten, damit die eigenen Hände gesehen werden können. Er wird erst dann sichtbar, wenn es nichts mehr gibt, womit wir die Straßen erleuchten können. Und dann erscheint er am Himmel, leuchtet in seiner ganzen Kraft und zeigt uns, dass die Sonne nicht verschwunden ist. Dass sie noch immer da ist, versteckt hinter einem Felsen, doch sie wird wieder kommen. Er erinnert uns daran, dass auch die Nacht strahlen kann und dass nach jeder Nacht ein neuer Tag kommen wird. Die Dunkelheit ist nur vorübergehend. Die Finsternis ist ein Teil des großen Ganzen, doch vor allem zeigt er uns, dass die Finsternis selbst dann existiert, wenn wir denken, dass es nichts als Helligkeit gibt, die uns umgibt. Wir erkennen nicht, dass der Mond im Schatten hinter den Wolken lauert. Wir sind geblendet vom Sonnenlicht. Bis uns die Nacht verschlingt und das was einst nur ein Schatten hinter den Wolken war, die Erinnerung an dunkle Zeiten, unser letzter Hoffnungsschimmer wird.

Siehe auch

Knoten

Regen wird zur Flut, die Flut zu einem Fluss und der Fluss zu einem reißenden Meer, dass dich in die Tiefe zieht.

Tiara

Wie eine Mauer zeichnet sich ihre Stärke in einem dieser Gemälde ab.

21:30 Uhr

Ich ließ dich gehen und damit alles was einst zu einem Wir wurde.