Es war 21:30 Uhr und du warst wunderschön. Ich ging. Ich ging und ließ dich zurück. Und mit dir alles was einst zu einem Wir wurde. Doch ich kann uns nicht länger in die Augen blicken, während ich dir mit einem schüchternen Lächeln verrate, dass ich dich liebe. Ich kann nicht länger ehrlich bleiben. Meine Füße tragen mich hinaus auf die Straße, deren Laternen meine Schatten verkürzen. Die Motten schwirren über meinem Kopf hinweg.
In mir ist alles still. Deine sanfte Art hat mich eingeholt, während ich drohte rückwärts zu gehen. Deine strahlende Art hat mich aufgefangen, als ich drohte in meinem eigenen Meer zu versinken. Und jetzt bist du das Meer, in dem ich ertrinke. Ich kann dich nicht länger ansehen, denn ich weiß, dass es dich verletzt. Ich verletze dich mit allem was ich tue und sage, auch wenn du es nicht zugibst. Doch ich spüre wie du nachts wach liegst und dir wünschst, dass die Zeiten wiederkehren, in denen wir unter den Sternen geschlafen haben. Du wünschst dir die Zeit zurück, in der ich dich nicht verletzt habe, wo sich noch keine Enttäuschung über dein Herz gelegt hat. Eine Zeit, in der es keinen Platz für Stille gab, weil jedes Wort auf jeder Sprache der Welt etwas in sich hatte, dass ich mit dir mitteilen wollte. Kein Platz für Stille, weil noch viel zu viel nicht gesagt wurde. Es gab keinen Tag, an dem du mich nicht zum Lachen gebracht hast. Und keinen Tag an dem ich nicht an dich gedacht habe. Meine Tage vergehen und mit ihnen vergehen die Gedanken, reisen in die Ferne, drohen zu zerfallen. Ich möchte deine Nähe spüren, doch du wendest dich ab. Ich möchte bei dir sein, doch der einzige Mensch, der uns vermisst, bin ich. Ich möchte lieben und geliebt werden.
All die Jahre habe ich für ein Wir gekämpft. Ich habe all die Jahre verschwendet an einen Menschen, dessen Welt sich nie um mich gedreht hat. Und jetzt zerbricht deine Welt, weil dir klar wird, dass ich die Raumfahrt entdeckt habe, mit der ich mich selbst davon überzeugen konnte, dass die Erde keine Scheibe ist. Deine Augen füllen sich mit Wasser, das einst meine Pflanzen zum Erblühen gebracht hat. Nur alles Wasser dieser Welt, bringt eine tote Pflanze nicht wieder zum Blühen.
Noch heute bist du der Mittelpunkt meiner Welt. Noch heute würde ich dich heiraten. Doch dieses Wir ist nicht länger ein Wir. Es ist ein Ich mit dir und kein Du mit mir und kein Ich mit uns und kein Du mit uns, kein Uns. Es gibt kein uns in dieser Beziehung. Es gibt nur mich und mein Herz, dass bei jedem deiner Küsse nach mehr verlangt, nach Meer. Ich bekomme nicht genug von dem salzigen Geschmack deiner Lippen. Ich bekomme nie genug. Vielleicht ist das der Grund, weshalb du jetzt nicht mehr mit mir sprichst, bevor du schlafen gehst. Trotzdem drehst du dich zu mir, schaust mich an, während der Kissenbezug eine Träne aufsaugt. Ich habe nie aufgehört dir eine gute Nacht zu wünschen. Meine Worte versanken langsam in unserem Bettbezug, sowie die zehnte Träne, mit der du dich umdrehst, von mir entfernst, sodass du mir in deinen Träumen wieder nahe sein kannst. Ich wünschte es wären nicht nur die Träume, in denen du dir ein Leben mit mir vorstellen kannst.
Du weißt, dass ich gehen musste. Ich liebe dich. Das werde ich immer tun. Und vielleicht kommst du eines Tages wieder zu mir zurück. Zusammen bauen wir dann eine Welt auf, dessen Name mit einem W, anstelle eines D beginnt. Und vielleicht haben wir dann mehr Zeit, Zeit genug, um uns eine gute Nacht zu wünschen.

Siehe auch

Dreiundzwanzig Zigaretten

Dein Lächeln ist verschwunden. Es ist mit dem Nebel weiter gezogen.

Seele

Ich kann sehen wie der Schein meiner Stärke zu neuem Licht gelangt. Er befreit mich.

Ein Neubeginn

Der Sonnenuntergang erinnert mich an deine Augen. Deine Seele. Dein Wesen.